Seit ein einigen Jahren sind sogenannte „Insektenhotels“ aus privaten Gärten und öffentlichen Parkanlagen nicht mehr wegzudenken. Wenn auch gut gemeint, helfen viele dieser Hotels – oder besser „Nisthilfen“ – den Insketen nur bedingt. Denn neben dem richtigen Standort, sind auch Qualität und Zusammensetzung der Produkte für das Überleben der Brut entscheidend. Was viele von uns vielleicht nicht wissen: Nur wenige Inseken können mit einer klassischen Nisthilfe aus dem Baumarkt überhaupt etwas anfangen.
In diesem Blogbeitrag verrate ich dir, woran du gute Nisthilfen erkennst und wie du deinen Garten für viele verschiedene Insekten einladender gestalten kannst. Das Tolle ist: Du brauchst weder viel Platz noch viel Budget.
Die Ursachen vom großen Insektensterben
Mit ca. 33.000 verschiedenen Arten allein in Deutschland ist die Welt der Insekten groß. Die eher unbeliebten Vertreter wie Mücken und Fliegen sind zwar nach wie vor recht präsent, andere Arten wie Bienen und Schmetterlinge müssen wir mittlerweile buchstäblich suchen.
Die Ursachen sind mannigfaltig. Neben der Anwendung insektenschädlicher Pflanzenschutzmittel, setzt auch der Verlust von Strukturvielfalt in unserer Landschaft den Tieren seit Jahren stark zu. Die Flächennutzung in der Agrarlandschaft wird kontinuierlich intensiviert, so dass ihnen immer weniger Lebensraum zur Verfügung steht. Die Eutrophierung (1) von Böden und Gewässer und die Einwanderung invasiver Arten, welche unsere heimischen Insekten stark bedrängen, ergänzen diese Liste noch.
All diese Entwicklungen haben zu einem massiven Insektensterben geführt, welches auch die Existenz vieler anderer Tierarten bedroht (Stichwort „Vogelsterben“). In dieser Kettenreaktion, sind wir Menschen aber nicht nur Verursacher sondern auch Teil der Lösung.
Indem wir Außenanlagen wie Parks und private Gärten naturnah gestalten, können wir viele unserer heimischen Tiere unterstützen und so dem Negativtrend entgegenwirken.
Unterirdische Nisthilfen
Um Insekten im Garten zu unterstützen brauchen wir kein großes Budget. Viel mehr geht es um kleine, einfache Dinge die wir tun bzw. in Zukunft nicht tun können.
Mehr als 90 Prozent der Insektenspezies durchleben mindestens ein Stadium ihrer Entwicklung im Boden.(2) Damit Käfer & Co. den Start ins Leben überhaupt wagen können, ist es äußerst hilfreich den Gartenboden nicht ständig umzugraben. Statt nach alter Manier den Boden mit der Hacke im Frühjahr zu durchwühlen, reicht es ihn mit frischem Kompost zu versorgen und ordentlich zu mulchen.
Neben Käfern und Ameisen nisten auch viele Wildbienen unter der Erde. Während die Graue Sandbiene ihr Nest zwischen Steinritzen von Bodenplatten baut, gehen Erdhummeln noch etwas tiefer. Als Bodenbesiedler bevorzugen sie Maulwurfsbauten und Mäusenester in bis zu 1,50 Meter Tiefe.
Wenn wir Ecken im Garten schaffen, wo der Boden weder versiegelt noch bepflanzt ist, finden diese Insekten dort wertvollen Lebensraum.
Oberirdische Nisthilfen
Insekten brauchen strukturreiche Gärten. Trockenmauern, Teiche und „unordentliche“ Bereiche mit Laubhaufen und Totholz bieten ihnen Rückzugs- und Nistmöglichkeiten. Manche Insektenarten werden bei der Wohnraumwahl durchaus kreativ. So überwintert das Tagpfauenauge gern in der Stechpalme, (3) verschiedene Wildbienen nisten in leeren Schneckenhäusern oder den markhaltigen Pflanzenstängeln von Brombeeren. Wenn wir Stauden erst im Frühjahr zurückschneiden, können die sogenannten Hohlraumbesiedler unter den Insekten darin unbeschadet den Winter überstehen.
Künstliche Nisthilfen
Wenn diese Hohlraumbesiedler keine natürlichen Nisthilfen finden, gehen sie auch in die als „Insektenhotels“ verkauften Nisthilfen. Der Begriff Insektenhotel ist deshalb nicht ganz treffend, weil Insekten in diesen Behausungen nicht nur für ein paar Nächte „absteigen“. Mit viel Aufwand bauen sie darin gemütliche Nester für ihre wertvolle Brut. Manche Wildbienenarten brauchen ganze 11 Monate bis zur Verpuppung. Damit die Larven diese lange Zeit gut überstehen, sollte die Nisthilfe
- Ausschließlich aus natürlichen Materialien bestehen (kein Plastik)
- Sauber verarbeitet sein (keine Splitter oder scharfe Kanten)
- Keine unnützen Komponenten beinhalten (Zapfen, Borke)
- Bohrlöcher in artgerechter Größe und Tiefe haben
Beim Kauf kannst du dich zum Beispiel an meiner Lieblingsnisthilfe von flowbee orientieren.
Wildbienen lieben Vormittagssonne, es empfiehlt sich deshalb eine Ausrichtung der Nisthilfe nach Südost – Südwest. Um die Feuchtigkeit zu minimieren, sollte sie mindestens 50 cm über dem Boden angebracht werden.
Auch für Insekten wie Marienkäfer oder Ohrwürmer kann man mittlerweile Nisthilfen käuflich erwerben. Auch hier gilt: so natürlich wie möglich, so wenig künstlich wie nötig.
Nahrungsangebot schaffen
„Ohne Blüte keine Biene“. Damit Insekten sich dauerhaft an einem Ort ansiedeln, benötigen sie Nahrung in Reichweite. Da Wildbienen im Schnitt maximal 100 Meter weit fliegen, um von einer Blüte zur nächsten zu gelangen, erfreuen sie sich an heimischen Blühteppichen in unseren Gärten.
Spezialisten der Tierwelt
So wie die Weidesandbiene auf die Weide, sind viele Insektenarten auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Der Fortbestand ihrer Art hängt stark von der Verfügbarkeit dieser Pflanzen ab.
Manche Insekten, wie Hummelkönniginnen, sind bereits ab Ende Februar auf Nahrungssuche. Um sich von den Strapazen des Winters zu erholen, brauchen sie dringend Pollen und Nektar von Frühblühern wie Hyazinthe, Krokus und Weide.
Im weiteren Jahresverlauf finden Insekten in heimischen Wildblumenbeeten, wie auch in weniger aufregenden Pflanzen wie Klee und Taubnessel wichtige Nahrung. Ergänzt mit einer bunten Wildblumenwiese, blüht dein Garten über den gesamten Sommer hinweg.
Großes Summen garantiert!
Viel Spaß beim Insektenretten wünscht,
Deine erdhummel.
(1) Überdüngung von Gewässer durch die Zugabe von zu viel Nährstoffen
(2) https://www.boden.sachsen.de/lebensraum-boden-16867.html
(3) https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/25090.html
Bildnachweis Titelbild „Löcher einer Insekten-Nisthilfe“: flowbee, 2023
Bildnachweis „Nisthilfe Flowbee“: flowbee, 2023