Weniger ist mehr – Mit den drei R’s Gewohnheiten hinter sich lassen

Es heißt, der Mensch sei ein Gewohnheitstier. Und auch wenn ich mich dagegen sträube, neige ich dazu Dinge, Umstände oder Mitmenschen als „gegeben“ anzusehen. Nur hin und wieder gibt es Momente, da macht es in meinem Kopf „Klick“ und ich begreife, dass ich gar nicht mehr richtig hinschaue. Als ich begann, mich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, sah ich plötzlich überall nur noch Müll. Dabei ließe sich das Problem mit den 3 R’s ziemlich leicht lösen!

In einer Wegwerfgesellschaft ist Müll sehr präsent

Die erdhummel bei einer ihrer regelmäßigen Müllsammel-Aktionen
Müllsammeln lohnt sich immer, fürs Gefühl und für die Umwelt

Auf einmal veränderte sich mein Blickwinkel und der Müll war da. Und zwar überall. Egal wohin ich schaute, ich sah nur noch Plastiktüten, To-Go Becher und Zigarettenstummel. Einmal aufgehoben, fiel es mir zunehmend schwerer daran vorbeizulaufen (auch wieder so eine lästige Gewohnheit). Apropos „laufen“ – wusstest du, dass „Plogging“ das Müllsammeln beim Jogging beschreibt? Das ist definitiv sinnvoll (man ist ja eh unterwegs) und auch befriedigend (#Gutestun), aber es hat mir auch das Joggen ein wenig vermiest.

Als Stadtkind ist der To-Go Becher für mich DAS Sinnbild für überflüssigen Konsum. Allein in Berlin werden jährlich 170 Millionen Wegwerfbecher benutzt und (oftmals) achtlos weggeworfen. (1)

Auch der To-Go Becher war 2019 in Deutschland Teil von 457kg privatem Müllaufkommen pro Kopf. Das sind 1,25kg pro Kopf pro Tag! Plastikmüll nimmt in dieser Statistik mit 146kg pro Kopf Platz 2 ein. (2) Erst hat mich diese Zahl nicht weiter tangiert, da ich immer davon ausging, dass aus den 146kg wieder neue Verpackungen produziert würden. Die Realität sieht allerdings anders aus. Nur 17% von 5,2 Mio. Tonnen Kunststoff-Abfällen in deutschen Haushalten & Gewerbe werden tatsächlich recycelt. Der Rest wird direkt zur Energiegewinnung verbrannt (60%), später in Recyclinganlagen vor Ort aussortiert (zu schmutzig, mindere Qualität) oder landet auf ausländischen Müllkippen. (3) Und so ist unser Problem heute zu einem globalen Problem geworden, das sich in den Meeren und in der Luft bemerkbar macht. Zum einen entstehen bei der Verbrennung giftige Gase, die teilweise in die Atmosphäre gelangen. Zum anderen benötigt man für die Herstellung von Plastik Rohöl. Aktuell wird 4-8% der weltweiten Ölproduktion allein dafür verwendet. Und mit wachsender Bevölkerung und zunehmendem Wohlstand, steigt auch hier der Bedarf.  Die Frage ist: Wie können wir den Bedarf zukünftig überhaupt noch decken, wenn wir doch bereits 2019 mit 100 Millionen Barrel pro Tag auf dem Höchststand des Möglichen waren? (4)

Plastik und seine Auswirkungen auf unsere Umwelt von 2014 bis 2050
Quelle: The New Plastics Economy (5)

We can’t just consume our way to a more sustainable world – Jennifer Nini

Es genügt nicht, nur unser Konsumverhalten zu verändern. Wir müssen unseren Konsum insgesamt reduzieren. Denn noch wichtiger als Recycling, ist die Vermeidung von Müll. Gelingen kann dies nur mit Hilfe einer „Kreislaufwirtschaft“ (mehr erfahren). Im Alltag allerdings werde ich sehr oft durch mangelnde Motivation der Industrie gelähmt, so dass auch kleine Veränderungen zum Kraftakt werden können. Ich denke da nur an in Plastik eingeschweißtes Bio-Gemüse…

Wenn dir wie mir im Alltag die Ideen, die Energie oder beides fehlt, können die folgenden Tipps einen guten Einstieg geben. Vielleicht hast du einiges davon bereits mal in Erwägung gezogen. Super, dann wird dir die Umsetzung jetzt noch leichter fallen.

Reducereduzieren

  1. Gute Dinge kommen sehr oft in kleinen Verpackungen: Fruchtzwerge, Mon Cherie oder Meisenknödel. Wenn möglich kaufe ich nur noch große Packungen, rühre Fruchtquark Zuhause an und mache Vogelfutter selbst.
  2. Brauche ich das wirklich? Lange habe ich mich nicht getraut, aber mittlerweile borge ich mir Werkzeuge und Gartengeräte in der Nachbarschaft. Das spart Ressourcen, Geld und Verpackungsmüll.
  3. Wasser aus beim Hände- und Haarewaschen! Zahnputzbecher reaktivieren und die Toilette nur spülen wenn nötig (halb so wild). Und für den Garten? In unserem Garten stehen seit Neustem drei Regentonnen.

Reuse – wiederverwenden

  1. Die meisten Altgläser verwende ich zum Einwecken von Marmelade oder Gemüse. Das geht sogar in der Mikrowelle! Glas reinstellen, Mikrowelle an und warten bis es „Plopp“ macht.
  2. Fernbedienungen, Nachtlampen und sogar Kinderbücher. Batterien sind in so vielen Produkten drin. Was ist aus der guten alten Akkubatterie geworden? Die schont seltene Erden (mehr) und spart Geld.
  3. Wühltische machen mich nervös. Für Kinderklamotten suche ich online bei Second-Hand Marktplätzen. Da ist alles vorsortiert. In unserer Nachbarschaft gibt’s jetzt eine WhatsApp „Kiez-Insider“-Gruppe, wo regelmäßig Schnäppchen für Haus & Garten angeboten werden. So eine Gruppe ist nicht nur schnell erstellt, sondern schafft auch Nähe.

Recycle – wiederverwerten

  1. Ich kann’s mir einfach nicht merken! Der Crashkurs für den gelben Sack: es darf alles rein was Verpackung ist oder mit dem mal etwas verpackt wurde (mehr)
  2. Elektroschrott ist ein Problem. Dennoch, brauche ich mein Handy auch beruflich. Eine Freundin machte mich auf „refurbished“ Handys aufmerksam. Wenn sich dein altes Modell nicht mal mehr für den Verkauf eignet, die Deutsche Umwelthilfe sammelt es und unterstützt damit die Kreislaufwirtschaft (So geht’s)
  3. Last but not least: der eigene Kompost! Warum er nicht umsonst „Das Gold des Gärtners“ genannt wird und was du beachten solltest erfährst du demnächst im zweiten Teil dieses Blogs.

Letzter Tipp: nimm dir für den Anfang nicht zu viel vor. Denn all diese Veränderungen sollen ja auch Spaß machen. Wichtig ist, dass du einfach loslegst.

#Actions speak louder than #Words

Deine erdhummel.

(1) https://betterworldcup.de/berlin/

(2) https://www.wallstreet-online.de/nachricht/13277167-muell-pro-kopf-aufkommen-deutschland

(3) www.tagesschau.de/faktenfinder/kurzerklaert/kurzerklaert-recycling-101.html 

(4) https://www.klimareporter.de/verkehr/100-000-000-barrel-oel-an-jedem-tag

(5) The New Plastics Economy – Rethinking the future of plastics (2016), World Economic Forum, Switzerland

Endlich was tun gegen Umweltkummer – erdhummel fliegt los

Die Wahrheit zuerst: Ich bin nicht die geborene „Ökoqueen“. Ich kenne die Vorzüge der morgendlichen Autofahrt ins Büro, wenn das Thermometer unter Null fällt und ich stimme jedem zu, der eine Auszeit im Ausland als bewusstseinserweiternd empfindet. Niemals würde ich meine drei Monate Dschungelleben unter Affen gegen drei Monate Campingurlaub in Deutschland tauschen wollen.

Aber da war dieser Moment an einem Nachmittag im Sommer 2014. Ich brutzelte entspannt auf der Gartenliege vor mich hin und stellte zwei Dinge fest. Es war einfach unglaublich heiß und unglaublich still.

Ich muss zugeben, es hat ein wenig gedauert, bis ich begriff, dass „ohne Natur kein Schatten und kein Tier“. Mittlerweile kann ich einfach nicht mehr anders, als der Natur stetig mehr Raum in meinem Leben einzuräumen. Wenn ich heute Zeit auf der Gartenliege verbringe (mit LSF 30 im Schatten des Baumes) verstehe ich, wie magisch es ist, wenn es im Lavendel summt und auf meinen Beinen krabbelt.

erdhummel schiebt ihre zwei Mädchen in der Schubkarre durch den Garten
Mit meinen beiden Mädchen macht Gartenarbeit doppelt Spaß

Frustthema Nachhaltigkeit

Das letzte Jahr war turbulent. Während ich versucht habe, das WFH-Modell auf einen Alltag mit Kindern und Hunden zu adaptieren, diskutierte die Welt über Corona und die Klimakrise. Und wer hätte gedacht, dass beide Themen so eng miteinander verwoben sind? Wie der WWF im „Living Planet Report 2020“ zusammenfasst: „Die immensen Zusammenhänge zwischen intakten Ökosystemen und menschlicher Gesundheit werden immer offensichtlicher. Sie reichen von der Erzeugung von Arznei aus Pflanzen bis hin zur Wasserfiltration durch Feuchtgebiete. Die Biodiversität hat vielfältige positive Wirkungen auf unsere Gesundheit.“ (1)

Aber diese ‚immensen Zusammenhänge‘ können auch echt frustrieren. Laut der FAZ ist die Bedeutung des Welthandels in 2020 nicht nur gewachsen (China exportierte 2020 so viel wie noch nie), auch hat sich unsere Welt weiterhin durch zunehmende Urbanisierung und Konsum verändert. Zwar beginnen einige globale Unternehmen konkrete Ziele im Sinne der Nachhaltigkeit zu setzen. Wie Bloomberg Green berichtete, ist beispielsweise Amazons CO2-Fußabdruck für 2019 um 15 % auf 51,17 Millionen Tonnen gestiegen. Das ist mehr als für das gesamte Land Schweden.

Weltkarte des ökologischen Fußabdrucks des Konsums pro Person vom WWF
Weltweiter ökologischer Fußabdruck pro Person

Think global, act local

Bringt es dann überhaupt etwas, dass ich mit dem Fahrrad zur Buchhandlung fahre, während mein Nachbar seine tägliche Prime-Lieferung mit dem Auto geliefert bekommt? Die Antwort ist „Ja“!

Zwar bin ich nur eine von 7,8 Millarden, aber wir alle sind spätestens seit der Globalisierung eng miteinander verbunden. Das ist einerseits beängstigend, aber andererseits auch eine echte Chance. Wie beim „Butterfly Effect“ lösen meine täglichen Handlungen immer auch eine Kettenreaktion aus, so dass ich mit positivem Verhalten ebenso positiv beeinflussen kann. Gutes tun und darüber reden bringt wirklich was. Es hat sich für mich zum Beispiel richtig toll angefühlt, als meine Freunde plötzlich auch Bio-Gemüse beim lokalen Bauern einkauften oder meine Schwester begann, mir Upcycling-Ideen für die Alltagsprodukte zu schicken.

„Kaufe weniger, wähle gut aus, behalte es länger“ (2)

Diesen Appell richtete Vivienne Westwood vor drei Jahren an die Modebranche. Und er passt perfekt zum Prinzip Naturgarten. Anders als zu Beginn meiner Gärtnerkarriere mache ich mittlerweile Ableger für Freunde und nehme auch mickrige Pflanzen bei mir auf. Da ich dazu neige, bei schönen Pflanzen sofort das Portemonnaie zu zücken, zwinge ich mich mittlerweile dazu, mich vorab mit den nötigen Standortbedingungen zu befassen und gebe ihnen dann Zeit anzuwachsen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ich spare Geld, habe mehr Erfolg beim Gärtnern und regelmäßig Kontakt mit Friends & Family. Gerade in 2020 hat gerade Letzteres extrem gut getan.

Du & erdhummel

Egal ob du einen Garten hast oder dir mit jemandem einen Balkon teilst. Bienenfreundliche Blumen kannst du sogar auf dem Randstreifen des Gehwegs vor deiner Haustür säen. Ein Futterhaus für Vögel hat eigentlich überall Platz und einen Nistkasten für Bienen selbst zu bauen, ist gar nicht so schwer wie man denkt. In meinem erdhummel-Blog möchte ich dich inspirieren, mehr Natur in dein Leben zu lassen. Dich erwarten Anregungen für insektenfreundliche Pflanzen und Gartenelemente, aber auch interessante Fakten rund um das Thema Nachhaltigkeit.

Den Spaß werde ich dabei bestimmt nicht aus den Augen verlieren.

Deine erdhummel.

(1) https://www.wwf.de/living-planet-report?newsletter=lpcnewsletter%2FHausliste%2F2020%2F11%2F18%2Flpc%2Funganisha&utm_medium=newsletter&utm_campaign=unganisha&utm_source=lpcnewsletter&ecmId=46PCEUBY-SBJ3EB&ecmEid=46R7GQHA-46PCEUBY-9HJ11R0&ecmUid=3NPCDWAY-N75IXZ

(2) Dittrich, A. (2020), Gucci goes Greta?, Zeit Wissen, Hamburg