Hätten wir nicht alle gerne eine eigene Blumenwiese im Garten. Eine Blumenwiese die schön anzusehen ist und in der unzählige Insekten Nahrung und Unterschlupf finden? Quasi unsere ganz persönliche „Artenretterwiese“? Im folgenden Blogbeiträg erfährst du, wie du Schritt für Schritt zu deiner Wiese kommst.

Den vielleicht wichtigsten Tipp noch kurz vorab: erwarte im ersten Jahr nicht zu viel von deiner Wiese. Sie benötigt anfangs etwas Unterstützung und Zeit, um sich auf ihrer neuen Fläche zu etablieren.

1. Möglichkeit: eine bestehende Rasenfläche umwandeln

Dies ist der weniger aufwendige, aber auch weniger erfolgsversprechende Weg zur Blumenwiese. 

Zunächst reduzierst du Pflegemaßnahmen am Rasen, wie düngen, wässern und mähen. Denn während Gräser auf nährstoffreichem Boden gedeihen, benötigen Wildkräuter nährstoffarmen Untergrund. Ziel ist es also den Rasen zu schwächen. War dies erfolgreich, darf er gemäht und vertikutiert werden. Rasenschnitt enthält viele Nährstoffe, weshalb du ihn auf keinen Fall auf dem Rasen liegen lassen solltest. Stattdessen kannst du ihn kurz trocknen und als Mulchmaterial auf deinen Beeten verteilen. 

Nach dem Vertikutieren säst du die passende Wiesenblumenmischung in den Rasen und hältst die Fläche so lange feucht, bis sich die neuen Pflänzchen akklimatisiert haben. Da Rasen im Gegensatz zu Wildblumen sehr durchsetzungsstark ist, kann es bei dieser Variante ein paar Jahre dauern, bis die Blumenwiese optisch deinen Vorstellungen entspricht.
 

2. Möglichkeit: eine nackte Fläche umwandeln

Zunächst wählst du eine Fläche in sonniger Lage aus, die einen mageren, durchlässigen Boden hat. Im Idealfall ist diese Fläche 16qm groß, sie darf aber auch kleiner sein. Handelt es sich bei dieser Fläche um eine Rasenfläche, musst du diese nun komplett von der Grasnarbe befreien. Wenn du eine bereits nackte Fläche vorliegen hast, ist es nur ratsam den nährstoffreichen Oberboden leicht abzutragen. Statt in der Tonne landet er natürlich auf deinen Pflanzbeeten.

Nun lockerst du Boden auf und entfernst unerwünschte Wildkräuter. Das macht es den zarten Wildblumen anfangs leichter sich durchzusetzen. Für den Fall, dass der Boden sehr reichhaltig ist, empfiehlt es sich zusätzlich Sand einzuarbeiten. Alternativ kannst du auch auf stark zehrende Pflanzen wie Raps, Sonnenblumen oder Ackersenf zurückgreifen und diese mit aussäen. Ähnlich wie beim Rasen, darf die Wiesenblumenmischung breitwürdig auf der Fläche ausgesät werden. Nach Fertigstellung sollte die Fläche wieder so lange feucht gehalten werden, bis die neuen Pflänzchen gut sichtbar sind (ca. 2 Wochen). 

Wähle eine Wiesenmischung, die zu deinem Standort passt

Es gibt unzählige Blumenmischungen. Auf den Tütchen sieht man oft „farbenfrohe Blütenteppiche“ voll von Kornblumen, Konraden, Ackerwinden und Klatschmohn. Dies sind allesamt einjährige Ackerwildkräuter und sollten nicht den überwiegenden Anteil der Saatmischung bilden. Typische Wiesenpflanzen sind mehrjährig und nicht auf regelmäßiges Pflügen bzw. offene Böden angewiesen. Es gibt für jeden Bodentyp die passende Mischung. Eine einfache Bodenuntersuchung per Hand kann dir bereits Aufschluss geben. 

Quelle: ILS Hamburg GAR11 Tabelle 4.1. S. 49 „prägende Standortfaktoren“

Mitglieder des Vereins Naturgarten e.V. erhalten kostenlos Wildpflanzensamen. Der Verein stellt zudem Adressen von geprüften Wildpflanzensamen zur Verfügung.

Im ersten Jahr sind die richtigen Schnittzeitpunkte entscheidend

Im ersten Jahr erfolgt der Schnitt der neu angelegten Wiese 6-8 Wochen nach dem Keimen der ersten Pflanzen. Die Wiese wird auf 4cm runtergekürzt. Sind die Pflanzen erneut auf 10cm herangewachsen, darf ein zweites Mal gekürzt werden. Diese frühen Schnittmaßnahmen hemmen die Entwicklung der wuchsfreudigen Pflanzen in der Samenmischung und schützen die langsameren Arten vor Beschattung und Verdrängung. Im Hochsommer, wenn die meisten Pflanzen verblüht sind, wird erneut geschnitten.

Zur Reinigung der Fläche kann im Herbst ein letztes Mal geschnitten werden. 

Ab dem zweiten Jahr benötigt die Wiese maximal zwei Schnitte pro Jahr: im Juni/Juli und September/Oktober. Die Pflanzen werden weniger stark, auf eine Länge von 8-15 cm gekürzt.

Insekten schützen

Ein Mähgang mit einem Rasenmäher stellt für die zahlreichen Bewohner deiner Wiese eine Katastrophe darf. Schonender ist deshalb das Kürzen mit einer Sichel.

Am Ende siegt Vielfalt über Größe

Wenn du keine Lust hast, allzu viel Arbeit in das Anlegen einer Blumenwiese zu stecken, kannst du auch kleine Flächen renaturieren. Dafür sparst du diesen Sommer kleine Bereiche deiner Rasenflächen beim Mähen aus. Mit der Zeit entstehen dort fast wie von selbst kleine Blumeninseln. Oder andersherum: statt große Flächen zu mähen, kannst du auch nur 1-2m breite Wege in den Rasen hineinmähen.

Im Gegensatz zu immergleichen grünen Rasenflächen, stellt eine Blumenwiese eine wichtige ökologische Nische dar. Es ist wahrscheinlich, dass deine Wiese wegen des vermehrten Rückschnitts im ersten Jahr noch wenig attraktiv wirkt. Ab dem zweiten Jahr allerdings wird sie dann pflegeärmer und blühfreudiger.

Deine erdhummel.

Quelle: E. Körner, R. Zaugg (2021), Flächenbegrünung, GAR11, ILS Fernstudiumzentrum Hamburg

Beitragsbild: Sven Lachmann, https://pixabay.com/de/photos/schmetterling-blumen-blumenwiese-2960043/