Vermutlich kennst du das Phänomen, dass sich manche Pflanzen scheinbar über Nacht in deinen Beeten vermehren, während andere sich schon beim Anwurzeln im Boden schwer tun. Im Garten meiner Schwester gibt es Gehölze, die man auch nach 10 Jahren noch mühelos mit bloßen Händen aus dem Boden ziehen kann. Im Folgenden erfährst du mehr über die Beschaffenheit deiner Gartenerde und ein besonders wichtiges Bodenlebewesen, das deinen Pflanzen hilft sich darin wohl zu fühlen.
Jede Pflanze benötigt bestimmte Nährelemente
Für eine normale Entwicklung benötigen Pflanzen bestimmte Nährstoffe, welche sie in Boden und Luft vorfinden. „Da jedes einzelne Nährelement im Leben der Pflanze ganz bestimmte Aufgaben übernimmt, kommt es beim Mangel an einem dieser Nährelemente zu typischen Mangelsymptomen. Andererseits kann es durch eine erhöhte Nährstoffzufuhr zu Überdüngungsschäden kommen.“ (1) Aus diesem Grund ist es wichtig den Boden vor der Düngung sowohl auf Beschaffenheit, als auch auf Nährstoffvorrat zu untersuchen. Die Art der Bodenbeschaffenheit kannst du selbst und ziemlich leicht herausfinden. Bei der Bestimmung fehlender bzw. vorhandener Nährstoffe helfen vielerorts sogar Gartencenter. Alternativ kannst du die Probe auch einschicken.
1. Bodenbeschaffenheit: DIY Quick & Dirty
Im Gartenjournal gibt’s einfache Tipps zur Bestimmung deiner Bodenbeschaffenheit. Zunächst entnimmst deinem Boden etwas Erde und befeuchtest sie.
Dann versuchst du eine esslöffelgroße Menge zu einer Rolle zu formen. Je nachdem wie stark sie sich formen lässt, handelt es sich um einen anderen Bodentypen.
- Sand: Rolle lässt sich nicht formen, ist körnig und haftet nicht an der Hand
- Schluff: Rolle lässt sich nur wenig formen und ist mehlig bis rau
- Humus: Rolle lässt sich nicht formen, färbt die Hände grau-schwarz
- Lehm: Rolle ist formbar und matt
- Ton: Rolle ist gut formbar und bekommt beim Rollen keine Risse, glänzt sogar
2. pH-Wert-Bestimmung: Unterstützung von Experten
Hier entnimmst du insgesamt 500g Erde aus verschiedenen Gartenbereichen, füllst sie in einen Plastikbeutel und versendest diesen an ein Bodenuntersuchungsinstitut. Dieses schlüsselt dir neben der Bodenart auch den pH-Wert und den Gehalt verschiedener Nährstoffe auf. Je nachdem welche Bodenart du in deinem Garten hast, solltest du folgende pH-Werte anstreben:
- Leichter Boden –> mäßig saurer pH-Wert von 5,5 – 6,0
- Schwerer Boden –> schwach saurer bis schwach alkalischer pH-Wert von 6,5 – 7,5
Übrigens: für ein Stauden- oder Gemüsebeet solltest du die Probe aus ca. 25cm Tiefe entnehmen, für Gehölze aus ca. 90cm. Der ideale Zeitpunkt einer Bodenprobe ist der Beginn der Vegetationsperiode, also das zeitige Frühjahr.
Ein gesunder Boden schläft nie, er ist voller Leben
Als ich meine erste Bodenprobe im Garten durchgeführt habe, war ich allein. Ich meine wirklich ganz allein! Es lag weder ein Summen in der Luft, noch fand ich in der Gartenerde irgendwelche Bodenlebewesen. Es gab weder Ameisen, noch Tausendfüßer, Ohrwürmer, Spinnen, geschweige denn Springschwänze (ich hätte nicht mal gewusst wie die aussehen). Ok, die ein oder andere Assel habe ich gesehen und bestimmt auch eine Nacktschnecke. Aber auch von Regenwürmern fehlte jede Spur.
Klare Indizien dafür, dass es meinem Gartenboden nicht gut ging. Denn ohne Bodenlebewesen findet keine Zersetzung und Mineralisierung organischer Substanz (z.B. Pflanzenreste) statt, was bedeutet, dass auch keine Nährstoffe für Pflanzen freigesetzt und zur Verfügung gestellt werden.
Regenwürmer beispielsweise übernehmen die wichtige Aufgabe der Krümelbildung des Bodens. Sie durchlüften ihn mit Hilfe ihrer zahllosen Gänge und fördern somit den Gasaustausch und die Wasserführung unter der Oberfläche. Ohne Regenwürmer haben Pflanzen es schwer auch in tieferen Bodenschichten ideale Wachstumsbedingungen vorzufinden, weil sie diese nur schwer durchwurzeln können.
Gewusst?
Wenn du einen Regenwurm bei der Gartenarbeit durchtrennst, gelingt es ihm manchmal das vordere Stück zu ergänzen und weiterzuleben
Schädlinge sind immer auch Nützlinge
Mittlerweile krabbelt und kriecht es in meiner Erde mehr. Nur auf einen wichtigen verborgenen Held warte ich nach wie vor vergebens: dem Maulwurf. Wohingegen sich viele Gärtner über ihn bzw. seine kunstvollen Hügel ärgern, würde ich diese definitiv in Kauf nehmen. So ein Maulwurf vertilgt nämlich täglich große Mengen pflanzenschädlicher Organismen. Auch Nacktschnecken. Außerdem sorgt er selbst im Winter, wenn viele andere Helfer schlafen, unermüdlich für eine Durchmischung tiefer Bodenschichten. (3) Ohne seine Unterstützung hätten viele andere Bodenlebewesen nicht genug Sauerstoff zur Atmung. Heute steht der Maulwurf unter Naturschutz und darf weder mit Fallen, Gift oder Abgasen getötet oder gefangen werden.
Bodenlebewesen fördern leicht gemacht
Bodenprobe hin oder her, eins kannst du sofort und immer tun: deinen Boden mulchen. Entsprechend dem Vorbild der Natur, kannst du gehäckselte Gartenabfälle, Kompost, Stroh oder Laub auf die Beete auftragen. Das Material versorgt den Boden kontinuierlich mit Nährstoffen, fördert somit Bodenlebewesen und reduziert noch dazu die Verdunstung von Wasser. Wenn man sie lässt, überzieht die Natur den Boden aber im Laufe der Zeit von selbst mit schützenden Pflanzen, unter denen sich das Leben der Tierwelt dann ungehindert abspielen darf.
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Deine erdhummel.
(1) E. Körner (2021), Bodenkunde, Pflanzenernährung und Klimafaktoren, GAR04, ILS Fernstudiumzentrum Hamburg
(2) Marie-Luise Kreuter (2016), Der Biogarten, BLV Buchverlag, München
(3) https://www.istockphoto.com/de/foto/maulw%C3%BCrfe-gm1285327790-382199678