Während meines Studiums in Frankreich, erklärte mir eine durchaus humorvolle Freundin, dass sie uns Deutsche immer mit einem bestimmten Satz in Verbindung bringt: „Isch liebe Wurst!“. Als später meine erste Tochter an fast jeder Frischetheke eine Wurst auf die Hand bekam, musste ich unweigerlich an diesen Satz denken und in mich hineinschmunzeln.

Aus Respekt vor Tieren, habe ich aufgehört Fleisch zu essen. Auslöser war ein Newsletter von PETA vor 5 Jahren. Der Gedanke, komplett auf Fleisch zu verzichten, löst bei vielen Menschen in meinem Umfeld ein ungutes Gefühl aus. Dabei ist die fleischlose Küche echt vielfältig. Neben verschiedensten Kochbüchern aus aller Welt, gibt’s in gut geführten Supermärkten eine große Auswahl an veganen „Fleischprodukten“. Zudem wird man mit der Zeit ohnehin experimentierfreudiger. Kohl zum Beispiel muss nicht immer mit Speck oder Hackfleisch angebraten werden, um eine würzige Note zu erhalten. Neulich habe ich ein Kohlcurry mit Mandeln gekocht, das wirklich allen geschmeckt hat.

Weniger Fleisch & Wurst, mehr Gemüse & Obst aus der Region, weniger wegwerfen

Fleisch zu essen ist keine Sünde. Neben der Herkunft der Produkte, macht aber eben auch die Menge den Unterschied. Denn Vielfalt auf unseren Tellern, schafft Vielfalt in der Landwirtschaft (Agrobiodiversität). 75% der weltweiten Nahrungsmittelversorgung stammt von nur 12 Pflanzen- und Tierarten. Diese Ernährungsmonotonie gipfelt in einem Rückgang der Vielfalt von Pflanzen und Tieren und ist Grund dafür, dass seit 1900 bereits 75% der genetischen Pflanzenvielfalt in der Landwirtschaft verloren gegangen sind.(1)

Lebensmittelproduktion und ihr Einfluss auf die Natur
Lebensmittelproduktion und ihr Einfluss auf die Natur (2)

Co2 Abdruck von Tomaten unterschiedlicher Herkunft
Der CO2-Ausstoß einer Tomate: Regional, Flugtomate, Freiland, Regaional & Saisonal

Laut einer Studie des WWF von 2012 liegt der Anteil der Landwirtschaft am Gesamtausstoß von Treibhausgasen bei über 10%. (3) Neben der Produktion, Verarbeitung und Verpackung unserer Lebensmittel, macht auch der Transport einen festen Bestandteil innerhalb der Wertschöpfungskette aus. Zum Vergleich: der CO2-Anteil für Treibstoffverbrauch in g / Kg Ware aus der Region liegt bei 230g. Der Anteil für Produkte, die mit dem Flugzeug aus Übersee transportiert werden, liegt bei 11.000g. (4). Sind die Produkte dann endlich in unserem Haushalt angekommen, landen jährlich 18 Mio. Tonnen davon in der Tonne. Produkte, für die ca. 30% der weltweiten Agrarfläche unnötig genutzt werden.

Es gibt mehrere Gründe, weshalb in Deutschland so viele Lebensmittel verschwendet werden. Wertschätzung spielt eine wesentliche Rolle. In einer Zeit von Globalisierung und Digitalisierung, ist vielen das Wissen über Kulturpflanzen und Nutztiere verloren gegangen. Wir Deutschen werden satt, haben aber nur eine Ahnung davon, wie unser Essen auf die Teller kommt.

Raus aus Abhängigkeitsverhältnissen

Bevor ich letztes Jahr begann, mich intensiver mit der Herstellung von Nahrungsmitteln zu beschäftigen, wusste ich nicht einmal wie man Jungpflanzen selbst zieht. Heute wässere und „ausgeize“ ich meine Tomaten mit so viel Liebe, dass es mir „piepegal“ ist, wenn sie an manchen Stellen aufgesprungen und leicht matschig sind. Sie schmecken einfach viel besser als ihre in Plastik verpackten Freunde aus dem Supermarkt. Sie wegen vermeintlicher Unzulänglichkeit wegzuwerfen, käme mir nicht eine Sekunde lang in den Sinn. Selbstversorgung – sei es auch nur bis zu einem gewissen Grad – zwingt mich meine Hände in die Erde zu stecken. Ich verbinde mich mit der Natur und beginne zu begreifen, wo wir herkommen.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Deshalb, einfach ausprobieren! Selbst auf einem kleinen Balkon kannst du in Töpfen Tomaten oder Kräuter aussäen oder anpflanzen. Wenn du dich bei der hiesigen Auswahl nicht entscheiden magst, experimentiere ruhig ein wenig. Grundsätzlich sagt man: einjährige Kräuter zu einjährigen und mehrjährige zu mehrjährigen. Mein jüngster Favorit ist übrigens „Borretsch“. Mit dieser Pflanze kannst du Salate würzen und tolle Eintöpfe verfeinern. Schön ist auch die Kapuzinerkresse. Sie eignet sich nicht nur gut zum Beranken trister Hauswände, sondern auch zum Aufpeppen immergleicher Salate. Zusammen mit anderen Kräutern wie Thymian, Liebstöckel, Oregano oder Salbei sind sie allesamt auch echte Bienenweiden. Sommerfeeling garantiert!

Wenn du etwas mehr Platz zur Verfügung hast, kannst du im Mai noch Samen von Möhren, Erbsen und Kohlrabi aussäen. Auch Kürbis, Zuckermais und Zucchini dürfen nun endlich raus an die frische Luft. Sie gehören allerdings zu den Starkzehrern mit viel Platzbedarf. Wenn du einen Kompost hast, dann wäre dieser der perfekte Platz! 

Später dann, bei der Lagerung der geernteten oder gekauften Produkte, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Hier ein paar Tipps:

Ich weiß schon – am Anfang hört sich das alles einigermaßen kompliziert an. Welches Gemüse wann, mit wem & wo??? Aber denk gar nicht so viel darüber nach! Wie NINO schon sagte: „Einfach machen und wenn’s nicht klappt, dann herausfinden woran es gelegen hat und besser machen.“

Was soll schon passieren?!

Deine erdhummel.

(1) Knorr, WWF & A. Drewnowski (2019),Future 50 Foods. 50 foods for healthier people and a healthier planet.
(2) WWF Living Planet Report (2020), WWF-Videokonferenz zum Thema Ernährung in den Grenzen unseres Planeten, 17.02.2021
(3) WWF (2012) Klimawandel auf dem Teller, https://www.wwf.de/fileadmin/user_upload/Klimawandel_auf_dem_Teller.pdf
(4) Verbraucherzentrale (2019), Klimaschutz beim Essen und Einkaufen, https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/klimaschutz-beim-essen-und-einkaufen-10442