Wohin verschwinden eigentlich unsere heimischen Wildbienen im Winter? Weder hören noch sehen wir sie, aber sind sie wirklich weg? Wildbienen haben verschiedene Strategien, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Ihre Methoden sind so unterschiedlich wie die Vielfalt ihrer Arten.

Wie die gängigsten Strategien aussehen und wie wir Wildbienen durch naturnahes Gärtnern durch den Winter helfen, erfährst du in dem folgenden Blogbeitrag.

Wildbienen überwintern solitär

Auch wenn es im Winter weder brummt noch summt, so sind viele unserer heimischen Wildbienen auch in der kalten Jahreszeit ganz in unserer Nähe. Die meisten Wildbienen überwintern solitär, sprich allein. 1 Diese Form der Überwinterung bedarf einer ausgeklügelten Strategie, die bereits während der Sommermonate akribisch vorbereitet wird.

Gehörnte Mauerbiene
Die Gehörnte Mauerbiene beim Nestbau

Während bei den Hummeln die Königinnen überwintern, so überlebt bei den meisten anderen Wildbienen nur die Brut den Winter. Liebevoll von ihren Müttern, den Solitärbienen verpackt, warten sie als Larven oder Puppen auf den nächsten Frühling. Sobald sie schlüpfen, müssen sie sich ohne elterliche Anleitung um den Fortbestand ihrer Art kümmern.

Als Einzelgängerinnen, sind Solitärbienen für den Bau ihres Nests, sowie für die Versorgung ihrer Nachkommen selbst verantwortlich. Nach der Paarung hat ein Weibchen nur rund vier Wochen Zeit, um ihre durchschnittlich acht Brutzellen zu versorgen. 2

Nach der Eiablage entwickelt sich die Biene binnen etwa vier Wochen über ein Larvenstadium zur Vorpuppe. Je nach Wildbienenart, wird die weitere Entwicklung bereits an diesem Punkt unterbrochen. Dann verharrt die Vorpuppe bis zum Frühjahr bewegungslos in der Brutzelle. Manche Arten erreichen das Stadium der adulten Biene (Imago) noch im Herbst und überwintern dann als solche in der Puppenhülle.

Wusstest du?

Hummeln sind soziale Wildbienen. Sie leben in Völkern von bis zu 600 Tieren. Im Herbst, wenn die Königin stirbt, stirbt auch ihr Volk und nur ca. 10 Jungköniginnen überleben den Winter.

Wildbienen überwintern in natürlichen Bereichen

Wildbienen suchen sich geschützte Räume in Mauerritzen, Totholz, Pflanzen und unterirdischen Tunneln. Ein naturnaher Garten mit all seinen vielfältigen Strukturen bietet ihnen alles, was sie zum Überwintern brauchen. Um Wildbienen auch im Winter zu unterstützen, können wir im Garten ganz einfache Dinge tun:

  • Gehölze mit markhaltigen Stängeln pflanzen: Brombeere, Holunder, Rosen
  • Komposthaufen ruhen lassen und im Herbst mit Reisig bedecken
  • Offene Stellen auf dem Boden erlauben (lockere Erde, Sand)
  • Mauern nicht verputzen, sondern trocken verlegen
  • Schattige Plätze schaffen (Bäume pflanzen)
  • Totholzhaufen und Schneckenhäuser liegen lassen
  • Stauden über den Winter stehen lassen
  • Maulwurfshügel nicht wegharken
  • Benjeshecken bauen
  • Steine zu Haufen stapeln
  • Laub liegen lassen

Nahrung für Wildbienen

Hyazinthen
Die blauen Blüten von Hyazinthen sind bei Hummeln sehr beliebt

Sämtliche Überwinterungsstrategien der Wildbienen haben gemein, dass der Stoffwechsel der Tiere in der kalten Jahreszeit herabgesetzt ist. So gelingt es ihnen, die kargen Monate isoliert und ohne Nahrungsbedarf zu überstehen. Für die Larven bzw. Puppen haben die Solitärbienen Futter in die Brutzellen gelegt. Wildbienenköniginnen sind auf sich selbst gestellt und müssen sich im Frühjahr umgehend auf Nahrungssuche begeben.

Fehlen wichtige Futterpflanzen, können weder die Vorratskammern der Brutzellen ausreichend gefüllt werden, noch finden Königinnen ausreichend Pollen.

Mit ihrer frühen Blüte, sind wilde Krokusse und Hyazinthen für Wildbienen die erste Anlaufstelle. Heimische Wildstauden wie Taubnesseln und Ringelblumen haben eine sehr lange Blühdauer und bieten Wildbienen noch bis in den Spätsommer reichlich Futter 3.

So ausgeklügelt die Strategien unserer heimischen Wildbienen auch sein mögen, nur ca. 25 bis 30 Prozent der Nachkommen erleben tatsächlich den nächsten Sommer. 4

Die Fortpflanzungsstrategie der Solitärbienen ist aufgrund menschlichen Handelns stark gefährdet. „Achterbahnwetter“, als Folge des Klimawandels, sorgt für gefährliche Überschwemmungen, längere Wärmeperioden im Winter und frühzeitiges Auftauen des Bodens. Viele Wildbienen sind zunehmend gestresst und anfälliger für Schimmel und Parasiten. Die moderne Erntetechnik der Landwirte kann in einem einzelnen Mähgang bis zu 60% der Bienen verletzten oder gar töten.

Mit einem Naturgarten, in dem Natur Raum zur Entfaltung bekommt, schenken wir Wildbienen wertvollen Lebensraum und unterstützen sie bei der Aufzucht ihrer Nachkommen.

Deine erdhummel.

(1) https://www.wildbienen.info/biologie/solitaere_bienen.php
(2) https://www.wildbienen.info/biologie/lebenszyklen.php
(3) https://www.gartenjournal.net/wildbienen-ueberwintern
(4) https://www.deutschewildtierstiftung.de/aktuelles/was-machen-wildbienen-und-wespen-im-winter