Für den Rückschnitt der eigenen Pflanzen braucht man schon ein bisschen Mumm. Früher lief das bei mir so ab: Ein entschlossener Griff zur Schere, gefolgt von einem beherzten ersten Schnitt und es dauerte nicht lange, da lagen 2/3 meiner Pflanzen zu Haufen aufgetürmt neben den Beeten. Ups. In den letzten Jahren habe ich viele Bücher gelesen, off- und online Seminare absolviert und dieses Wissen Schritt für Schritt in die Praxis umgesetzt. Dennoch bleiben 3 Fragen zum Pflanzenrückschnitt, die mir durch den Kopf schießen, wenn ich wieder vor einem neuen „Pflanzenopfer“ stehe.

1. Woran erkenne ich, dass eine Pflanze beschnitten werden muss?

Hartriegel vor und nach dem Rückschnitt im Vergelich
Ein Hartriegel in meinem Garten vor und nach dem jährlichen Rückschnitt

Ein Rückschnitt hilft immer dann, wenn eine Pflanze an Blühfreudigkeit und Leuchtkraft verloren hat oder sie verwahrlost, überaltert, (frost)geschädigt oder zu groß ist.

Tote, kranke, wilde oder nach innen wachsende Triebe solltest du am besten immer zeitnah entfernen. Diese hemmen das gesunde Wachstum der Pflanze und begünstigen die Ausbreitung von Krankheitserregern.
 

2. Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Rückschnitt?

Der beste Zeitraum für den Einsatz deiner Schere liegt zwischen Anfang Oktober und Ende Februar (s. Bundesnaturschutzgesetzt). Ob du deine Pflanzen im Sommer oder Winter schneidest, hängt von der Pflanzenart ab (google it) und davon, was du mit dem Schnitt bezwecken möchtest. Ein Sommerschnitt bremst das Wachstum, sorgt aber für eine bessere Wundheilung. Der Winterschnitt fördert das Wachstum und gibt der Pflanze mehr Zeit zur Regeneration, bevor sie wieder Energie in den Neuaustrieb stecken muss. Unabhängig davon, empfehle ich den Rückschnitt wenn möglich immer aufs Frühjahr zu legen, damit Gartentiere im Winter genügend Rückzugsmöglichkeiten und Nahrungsangebot finden.

Lass uns die Pflanzen in a/b/c Kategorien teilen, innerhalb derer der Rückschnitt sich meist sehr ähnelt.

a. Bäume

Bäume werden unmittelbar nach dem Einpflanzen beschnitten. Danach benötigen die wenigsten Bäume einen Rückschnitt. Solltest du einen bereits gepflanzte Laubbaum beschneiden wollen, dann eignet sich der Zeitraum kurz vor dem Ende der Winterruhe, wenn die Temperaturen nicht mehr unter 5 Grad fallen. 

b. Ziersträucher

Den idealen Zeitpunkt für den Rückschnitt eines Strauchs, erkennst du an den Blüten.  Sträucher, die ihre Blüten in einem Jahr anlegen, aber erst im nächsten Jahr blühen, beschneidest du auch erst im nächsten Jahr. Sie werden direkt nach der Sommerblüte beschnitten.  Sträucher, die ihre Blüten im Frühjahr anlegen und noch im selben Jahr blühen, bescheidest du im Folgejahr. Hier setzt du die Schere direkt vor der nächsten Blüte an.

c. Stauden

Frühblüher sollten im Herbst, alle anderen erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden. Am besten kurz bevor oder wenn sie gerade neu austreiben. Die abgetrockneten Triebe über den Wintern stehen zu lassen hat nämlich drei Vorteile: die Pflanze ist besser geschützt, Insekten finden darin ein wichtiges Überwinterungsquartier, ein mit Frost überzogener Staudengarten sieht bezaubernd aus.

3. Welche Pflanze schneide ich wie?

Auch ich schaue immer nochmal nach, bevor ich die Schere zücke. Manchen Pflanzen ginge es heute besser, wenn ich diese drei Dinge beherzigt hätte:

Abb. 1: Korrekt beschnitten, zu nah am Stamm, Kleiderhaken (von links nach rechts)
  • Formhecken benötigen einen regelmäßigen, Wildhecken einen mäßigen Schnitt
  • Immergrüne Laubhecken schneidet man von Anfang an
  • Beim Schneiden keine Kleiderhaken stehen lassen (Abb. 1)

a. Bäume

Nach dem Pflanzen bekommen junge Bäume einen Erziehungsschnitt, bei dem die Seitentriebe um 1/3 eingekürzt werden. „Wildlinge“, die unterhalb der Krone an veredelten Baumarten wachsen, schneidet man direkt am Stamm ab.

Ein sauberer Asstschnitt erfolgt direkt an der Knospe
Abb. 2: Ein Ast sollte sauber und dicht an der Knospe beschnitten werden

b. Ziersträucher

Der Erhaltungsschnitt: wird angewandt, um den arttypischen, natürlichen Wuchs einer Pflanze zu fördern und ihre Blühfreudigkeit und Gesundheit zu unterstützen. Hier gilt das Weniger-Ist-Mehr-Prinzip: nicht zu viele Triebe & Triebspitzen abschneiden, da die Pflanze sonst dazu neigt an den Schnittstellen besenähnlich auszutreiben.
Der Verjüngungsschnitt: dicke und verzweigte Triebe werden entfernt. Alte oder sehr lichte Pflanzen (z.B. meine Glanzmispelhecke) können auch radikal bis ins alte Holz (10-30cm über den Boden) zurückgeschnitten werden.

Wichtig ist, dass du die Schere dicht an der Knospe ansetzt. Bleibt ein Stumpf stehen, kann es schnell passieren, dass dieser absterbende Teil zu einem Herd für Krankheiten wird (Abb. 2).

Manche Gehölze schneidet man gar nicht. Eine kleine, feine Übersicht habe ich bei Freudengarten gefunden.

c. Stauden

Die verblühten Stauden werden auf ca. 10 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten.

Et voilà, fertig!

Deine erdhummel.

Quelle: E. Körner, R. Zaugg (2021), Kulturmaßnahmen und Schnitt von Ziergehölzen, GAR10, ILS Fernstudiumzentrum Hamburg