Die Finnen gehören zu den naturverbundensten Völkern der Welt. Laut Zeit Online wird nur 8 Prozent der Fläche für Agrarwirtschaft genutzt, während satte 75 Prozent des Landes Wald bilden. Anstatt Wälder zugunsten der Wirtschaft oder des Wohnungsbaus zu roden, liegt der Fokus der Bevölkerung auf dem Schutz und Erhalt der Natur.

Mit welchen Augen wir die Natur sehen, hängt von unserer inneren Einstellung ab

Sich mit der Natur zu verbinden bedeutet aber nicht nur sie konsequent zu schützen. Wir müssen uns wieder Zeit nehmen sie zu beobachten anstatt immer an ihr „herumzudoktern“. Denn wenn wir sie so akzeptieren wie sie ist und uns auf sie einlassen, können wir viel von ihr lernen.   

In der Ruhe liegt auch die Kraft der Natur

Wenn ich ehrlich bin, verharre oder beobachte ich nicht gerne. Lieber verrichte ich mein Werk und überlasse es dann sich selbst, während ich mich dem nächsten Projekt widme. So machte ich es lange Zeit auch im Garten. Buddeln, pflanzen, kaufen, buddeln, repeat. Wenn man mich fragen würde wieviel Geld ich bereits in unseren Garten gesteckt habe, bliebe ich einer Antwort leider schuldig. Insbesondere in den ersten Jahren habe ich sämtliche Pflanzen einzig nach Aussehen gekauft, ohne zu wissen welche Bedürfnisse sie hatten und ob ich für sie eine geeignete Stelle bei uns finden würde. Im Herbst pflanzte ich nicht nur „eine ganz besondere Blume“, sondern einen großen bunten Haufen. Im kommenden Frühjahr konnte ich nie mit Sicherheit sagen, welche Pflanzen alt und welche neu, sprich eingegangen waren. Auf Dauer ist diese Art des Gärtnerns nicht nur total unökonomisch. Sie macht auch keinen Spaß und verbreitet viel Unruhe. Für mich waren das drei gute Gründe, schnellstmöglich aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Gelungen ist mir dies mit Hilfe folgender Grundgedanken.

1. Setze auf heimische Pflanzen & Wildpflanzen

Ginster gedeiht an sonnigen Standorten
Ginster liebt sonnige Plätze mit kargen Böden

Exoten die sich z.b. in Spanien wohlfühlen, gedeihen oftmals nur bedingt bei uns in Deutschland. Sie zu pflegen bedeutet Aufwand und zieht leider auch oft den Einsatz von Dünger oder Pestiziden nach sich. Anders als Wildpflanzen, sind viele Zierpflanzen auf Unfruchtbarkeit gezüchtet (z.B. Gefüllter Schneeball). Das hat zur Folge, dass sie für Insekten und ergo Vögel unbrauchbar sind.

2. Achte auf Standortansprüche

Wie sind die Lichtverhältnisse in deinem Garten? Welche Ecken sind vollsonnig (mind. 8h Sonne / Tag), sonnig (mind. 5h Sonne / Tag), halbschattig (mind. 2h Sonne / Tag) und welche Bereiche sind schattig (max. 2h Sonne / Tag). Zudem lohnt sich eine Bodenprobe, da die Böden von Region zu Region unterschiedliche Charakteristiken hinsichtlich Nährstoffgehalt und Wasserspeicherung aufweisen können. Ein Blick über den Gartenzaun hilft bereits eine Ahnung davon zu bekommen, welche Pflanzen in deiner Umgebung gut gedeihen und welche Tiere sich darin wohlfühlen.

3. Kaufe wenig, teile viel 

Ich weiß, das Angebot in Pflanzenmärkten ist sehr verführerisch! Wie wäre es, wenn du dir vor der nächsten Shoppingtour einen Pflanzplan mit einer dazugehörigen Liste erstellst? Achte beim Kauf auf die Qualität der Pflanzen: möglichst viele kurze/dicke Triebe, keine befleckten oder sich kräuselnden Blätter, keine Unmengen von braunen Wurzeln, Bio wann immer möglich. Noch besser als der Kauf im Pflanzenmarkt ist der Tausch von Pflanzen mit Bekannten. Im Herbst lassen sich Stauden wunderbar teilen. Im Folgejahr danken sie es dir oftmals mit einem angeregten Wuchs. 

4. Sei geduldig 

Malven und Gräser im perfekten Einklang
Eine einzigartige Kombination: der fließende Übergang von blühenden zu bereits verblühten Stauden

Die Natur ist immer im Wandel und so auch unser Garten. Was letztes Jahr üppig geblüht hat, darf sich auch mal eine Ruhepause gönnen ohne, dass wir gleich zu Schere oder Spaten greifen sollten. Im Gegenteil. Als ich aufhörte, den Boden ständig umzugraben, zu jäten und zu durchwühlen, entdeckte ich auf einmal Pflanzen an Stellen, die ich ganz woanders in den Boden gebracht hatte. Sie hatten Ausläufer gebildet oder sich mit Hilfe von Wind oder Insekten vermehrt. Über die Jahre entstanden Beete, die ich so nie geplant hatte und die genau deshalb einzigartig waren. Wenn wir sie lassen, malt die Natur überall in den schönsten Farben.

Ein Garten ist eben doch kein Projekt. Er ist „vergänglich, in seiner Unvollkommenheit wunderschön und niemals fertig“. Gerade jetzt, wo alles so herrlich blüht, summt und brummt, ist es wichtig ihn auch zu genießen und sich von der vermeintlichen Idealvorstellung zu trennen.(2) Wir sollten uns viel öfter Zeit für eine Hängematten-Pause nehmen und den Garten einfach mal Garten sein lassen!

Deine erdhummel.

(1) Lepple, A. (2020) , Mein Wabi Sabi Garten – respektvoll gestalten, achtsam genießen, Eugen Ulmer KG, Stuttgart